- Historie -

Von der BSG Lokomotive Straupitz zum SV Blau-Weiß Straupitz Spreewald e.V.

Die Straupitzer Sportgeschichte begann schon zum Ende des 19. Jahrhunderts. Junge engagierte Handwerker und Bauernsöhne gründeten 1885 in Straupitz den ersten Sportverein. Insbesondere Leichtathletik und Ballspiele fanden dabei großes Interesse. Eine Feldhandballmannschaft formierte sich und spielte auf dem jetzigen Rastplatz an der Byhleguhrer Straße, welcher vom Grafen von Houwald zur Verfügung gestellt wurde. Auch das Geräteturnen wurde in jener Zeit sehr aktiv ausgeübt. So gründete sich 1893 der Männerturnverein Straupitz, der viele sportliche Erfolge aufweisen konnte. Die Turner hatten ihr Domizil im ehemaligen Hotel „Reichsadler“. Auch der Radfahrverein nutzte den großen Saal im Winter zum Training. Als das Hotel 1930 vollständig abbrannte, wurden auch sämtliche Sportgeräte zerstört. Trotz dieses Rückschlags erreichten die Straupitzer Geräteturner beachtliche Leistungen, sodass sie bei regionalen Sportfesten ihr Können zeigten. Ein Höhepunkt war die Teilnahme einer Straupitzer Mannschaft am Deutschen Turn- und Sportfest 1938 in Breslau, wo Straupitzer Sportler beachtliche Plätze errangen.

Insbesondere durch den 2. Weltkrieg wurden die sportlichen Aktivitäten unterbrochen und fanden erst danach wieder eine erfolgreiche Fortsetzung. Trotz dessen das gesamte Eigentum des Sportvereins in den Kriegsjahren verloren ging, bestand bei vielen jungen Männern der Wunsch nach körperlicher Betätigung. Fussballspiele wurden ausgetragen; die Frauen und Mädchen spielten Handball, auch Tischtennis wurde gespielt. Um einen ordentlichen Spielbetrieb zu organisieren gründeten dann am 03. Oktober 1951 die Sportfreunde Theo Schinzilarz, Willi Tischer, Karl Schulze, Erich Wach, Willi Woith und Karl-Heinz Hoppe die „Betriebssportgemeinschaft (BSG) Lok Straupitz“ in der ehemaligen Gaststätte „Zur Linde“ /Weber (heute Wohn- und Geschäftshaus). Rund 40 Sportfreunde nahmen an dieser Gründungsversammlung teil, bei der die nachfolgenden Sektionen gebildet wurden:
  • Fußball (Leiter: Max Junge)
  • Handball (Leiter: Willi Tischer)
  • Tischtennis (Leiter: Hans Brendemühl)
  • Schach (Leiter: Theo Schinzilarz)
Zum ersten Vorsitzenden der Vereinsgeschichte wurde Theodor Schinzilarz ernannt. Noch im selben Jahr wuchs die Mitgliederzahl auf 72 an. Trägerbetrieb der Betriebssportgemeinschaft war die Reichsbahn, die zu dieser Zeit auch die Spreewaldbahn verwaltete. Somit war für die Sportler eine materielle Unterstützung gewährleistet, auch die Bereitstellung von Freifahrtscheinen zu Wettkämpfen bedeutete eine Unterstützung.
Auch die Gemeinde war nicht untätig. Seit 1947 war Karl Mörl, selbst ein aktiver Sportler, Bürgermeister von Straupitz und unterstützte die Aktivitäten der BSG. Der vorhandene Sportplatz an der neuen Schule genügte nicht mehr den Anforderungen. So wurde 1954 begonnen, im Straupitzer Schlosspark einen neuen Sportplatz anzulegen. Das Gelände musste zunächst durch Rodungen und Planierungsarbeiten vorbereitet werden. Dabei sei dem unermüdlichen Einsatz der Sportler sowie zahlreicher Helfer gedacht. Durch Toto-Gelder der DDR in Höhe von ca. 20.000 DM und durch zahlreiche freiwillige Aufbaustunden entstand auf einem morastigen Wiesengelände eine moderne Sportanlage mit Fussballfeld und weiteren Wettkampfstätten sowie Umkleidekabinen.
Auf dem Grundstück der alten Schule neben der Kirche wurde 1955 darüber hinaus die Wirtschaftsgebäude als Turnhalle umgebaut. Hier konnten die Sportler und Turner sowie die Mittelschüler ungestört trainieren. Zu dieser Anlage steuerte die DDR den Betrag von 10.000 DM bei. Auch hier wurden zahlreiche ehrenamtliche Arbeiten der Sportler selbst ausgeführt, sodass beim Bau der beiden neuen Sportstätten Zusatzleistungen im Wert von insgesamt rund 9.000 DM aufgebracht wurden. Diese Pläne wären wohl kaum entstanden und hätten wohl nicht realisiert werden können, wenn die BSG nicht beachtliche Erfolge hätte aufweisen können. Dahingehend erhielten 14 Sportfreunde das Sportleistungsabzeichen: Karl Mörl in Gold, Heinz Junge in Silber und Max Junge die Ehrennadel für 70 freiwillige Aufbaustunden (u.a.). Am 12.08.1956 konnte dann der neue Straupitzer Sportplatz im Schlosspark feierlich eingeweiht werden.
Bau der Umkleidekabinen am Parksportplatz 1954-56


fertige Umkleidekabinen in den 1960er Jahren


In den Anfangsjahren waren die Sportarten Fussball und Handball sehr gut nachfragt worden. In Weißwasser errangen die Frauen-Handballer 1954 den 2. Platz im Hallenhandball. Beim Handballturnier in Vetschau wurde die Straupitzer Handball-Jugend sogar Turniersieger. Dennoch musste die Straupitzer Männer-Handballmannschaft im selben Jahr vom Punktspielbetrieb zurückgezogen werden, da es im Kreis einfach an Gegnern mangelte. Im Jahre 1957 zogen die Handballer nach Byhleguhre und die Sektion Schach löste sich leider aufgrund von zu wenigen Mitstreitern auf.
1958 wurde die Sektion Leichtathletik gegründet und auch die Mitgliederzahl wuchs stetig, sodass in  dieser Zeit bei der BSG Lok Straupitz bereits 150 sportbegeisterte Mitglieder organisiert waren. Bei den Leichtathleten gab es beim Bezirkssportfest in Elsterwerda im Juni 1956 gute Erfolge im 1.000m-Lauf, im Weit- und Hochsprung sowie im Kugelstoßen und Diskuswurf zu verzeichnen. Im Jahre 1959 startete in Straupitz gar das erste MTS-Bereichs-Sportfest. Dabei wurden Wettkämpfe in den Disziplinen Tischtennis, Leichtathletik (Sieger im Mannschafts-Vierkampf: Lok Straupitz), Einzelvierkampf, Volleyball, Schießen, Fussball und Keulen-Gymnastik ausgetragen. 1960 wurde Lok Straupitz Turniermeister im Tischtennis und erhielt den von der BSG Elsterwerda gestifteten Wanderpokal. Mitte der 1960er Jahre wurden vermehrt Massensportfeste und Mannschaftswettbewerbe zwischen den Betrieben und Genossenschaften organisiert. Zur Verbreiterung der Sportbeteiligungen wurden weitere Sportgruppen gegründet. Im Jahre 1964 formierte sich die Frauengymnastikgruppe und anno 1966 sogar eine Billardmannschaft sowie die Sektion Turnen.
Im Jahre 1962 stieg die I. Mannschaft der Fußballer in die Bezirksklasse auf, aber leider nach nur einer Saison wieder ab. Nach den Sportfreunden Theodor Schinzilarz, Fritz Jank, Heinz Junge, Erich Buder wurde 1963 Siegfried Winkler zum Vereinsvorsitzenden gewählt und übte dieses Ehrenamt bis 1996, d.h. 33 Jahre mit großem Erfolg und sehr viel Herzblut aus.  
Im Jahre 1965 entsteht auf dem alten Sportplatz am Kindergarten, der als Zweit- und Trainingsplatz weiter genutzt wird, eine Flutlichtanlage. Ein Personenzugwagen der Spreewaldbahn wird zum Umkleiden aufgestellt. In der Saison 1966/67 wurde die 1. Männermannschaft Kreismeister.
Straupitzer Handball-Frauen 1954


Fussballspiel auf dem „alten“ Sportplatz im Dorf mit Kirchtürmen im Hintergrund


Am 24.03.1973 beschloss die Leitung der BSG Lok Straupitz mit dem Bau des Sportlerheimes am Sportplatz im Park zu beginnen. Bis zur Eröffnung am 4.10.1974 wurden viele Arbeitsstunden in Feierabendtätigkeit ohne Entlohnung von den Sportlern geleistet. Ein besonderer Dank gilt dem damaligen Bürgermeister Karl Mörl, der sämtliche Baumaterialien über die Gemeinde finanzierte. Der Parksportplatz in Straupitz entwickelte sich in dieser Zeit mit Aschebahn, Weitsprunganlage, Sprecherturm (1979) und Gaststätte zu einer hervorragenden Sportanlage, auf der sogar Trainingslager von DDR-Spitzen-Fussballmannschaften abgehalten wurden. Zur Komplettierung der Sportanlage wurden in den 1970er Jahre noch eine Standuhr, ein Schaukasten, eine Kegelbahn sowie ein Aufsteller für DTSB (Deutscher Turn und Sportbund der DDR) und Lok-Logo installiert.
Im Jahre 1974, im Jahr der Einweihung des Sportlerheims, begann gleichzeitig eine Glanzzeit des Straupitzer Fussballs, als die 1. Herrenmannschaft Kreismeister wurde, damit zum zweiten Mal in die Bezirksklasse aufstieg und dort zehn Jahre in der zweithöchsten Spielklasse des Bezirkes Cottbus aufspielte („Goldene Generation“). Die Juniorenmannschaft spielt zu dieser Zeit ebenfalls auf Bezirksebene.
Parksportplatz Straupitz mit Aschebahn und Weitsprunganlage


Fussballspiel auf dem Parksportplatz mit Sprecherturm im Hintergrund


Im Jahre 1975 erhält das Sportlerheim einen Vorbau, bzw. eine überdachte Terrasse. Gleichzeitig wird die Leichtathletikanlage ausgebaut: Die Laufbahn wird erneuert und verbreitert. Zudem werden die Weitsprunggruben ebenfalls verbessert. Im selben Jahr wird auch die neue Straupitzer Turnhalle auf dem Schulgelände eingeweiht.
Ein Jahr später, im Jahre 1978 wird die Gaststätte/das Sportlerheim durch einen Anbau beträchtlich erweitert. Der Anbau erhält sechs Räume für 25 Übernachtungsmöglichkeiten und einen Gemeinschaftsraum für etwa 50 Personen. Da weder der Rat der Gemeinde noch der Sportverein das Kapital für diese große Investition aufbringen konnten, fand man einen Ausweg. Der VEB Holzgewinnung und Verarbeitung Cottbus baute das Objekt als „Lager für Arbeit und Erholung“ und finanzierte es. Im Juli/August wurde es stets vom Betrieb genutzt. Für die restlichen 10 Monate des Jahres wurde es der Gaststätte bzw. der BSG Lok Straupitz zur Verfügung gestellt.
Neben dem Sport pflegte Lok Straupitz auch ständig das geistig-kulturelle Leben in der Gemeinde zu fördern. So fanden jährlich Jugendkonzerte, Preisskat, Preisbillard, der Sportlerball und Silvestertanz statt. Im Jahre 1978 wird der von Wilfried Weber geleitete Spielmannszug gegründet und schon drei Jahre nach der Gründung wurde der Spielmannszug Bezirksmeister im Nachwuchs. 1990 löste sich der Spielmannszug aber leider wieder auf.
Komplettiertes Sportlerheim Ende der 1970er Jahre


Spielmannszugtreffen 1980 auf dem Parksportplatz


1989 beschloss die Vereinsführung einen Robur-Bus für Auswärtsfahrten und Mannschaftsfeiern zu kaufen, der zur Hälfte vom damaligen DTSB Kreisvorstand Lübben finanziert wurde. Waren es kurz nach der Gründung 72 Vereins-Mitglieder, so wuchs die BSG Lok Straupitz bis zur Wende 1989/90 auf 465 Sportler an.
Nach dem politischen Umbruch wurde schließlich am 01.02.1990 aus der BSG Lokomotive Straupitz der SV Blau-Weiß Straupitz/Spreewald e.V. Mit dieser Namensänderung hat sich vieles geändert. Mitglieder sind weggeblieben, Kosten für die Unterhaltung und die Sicherung des Spielbetriebes sind gestiegen. Sponsoren müssen überzeugt werden, für einen guten Zweck zu spenden. Trotz alledem hat sich unser Verein durchsetzen können und ist heute auf dem Wege an alte sportliche Erfolge anzuknüpfen.
1991 entstand unter Leitung von Gerd Mörl und mit Unterstützung von Sabine Liebach die bis heute erfolgreiche Abteilung „Rope Skipping“, die sich im Laufe der Jahre zu einer gefragten Attraktion entwickelt hat. Auftritte unserer „Magic Ropes“ beim Deutschen Turnfest in Hamburg 1994, der Bundesgartenschau in Cottbus oder der X. Weltgymnastrada in Berlin 1995 zählten zu den Höhepunkten in den Anfangsjahren der Rope-Skipping-Abteilung und machten unsere „Springmäuse“ über die Grenzen des Landes Brandenburg hinaus bekannt.
Das Sportlerheim wurde 1992 ausgeschrieben und privatisiert. Gastwirt Klaus Harmuth bekam zur Freude vieler Straupitzer den Zuschlag und leitete bis zum Jahr 2000 die Gaststätte mit Umsicht und guter Küche sowie gutem Kontakt zu den Straupitzer Sportlern.
Auch im Fussball gab es wieder Erfolge zu vermelden. 1992 wurde die 1. Herren-Mannschaft Kreismeister im Fussballkreis Lübben. 1993 scheiterten unsere Fußballer gar erst im letzten Spiel vor über 200 Zuschauern in Straupitz mit 3:4 gegen die TSG Lübbenau II am Aufstieg in die Landesklasse. Jedoch musste bereits 1996 schon wieder der Abstieg in die 1. Kreisklasse verschmerzt werden, in der sich Straupitz drei Jahre durchkämpfen musste.

Spielmannszug der BSG Lok Straupitz 1990


Sportfest auf dem Parksportplatz


Im Jahre 1998 konnte endlich wieder ein Erfolg mit dem überzeugenden Gewinn der Hallenkreismeisterschaft gefeiert werden. Damit begann ein kleiner Aufschwung, der sich 1999 mit dem Aufstieg in die Kreisliga fortsetzte. Mit dem Verlust der Gaststätte verlor das in die Jahre gekommene Sportlerheim am Parksportplatz zum Jahrtausendwechsel zunehmend an Attraktivität. Ende der 1990er Jahre wurden die Umkleideräume des sanierungsbedürftigen Vereinsgebäudes zwar nochmals durch die Eigenleistung von fleißigen Mitgliedern renoviert und 2009/10 wurde auch nochmal der stets tiefe und feuchte Platz durch ein umfangreiches Auffüllen von Muttererde um ca. 30cm angehoben sowie neue Rasenborde gesetzt. Zudem hat das Amt 2015 nochmal die Weitsprunganlage erneuert. Doch aufgrund des insgesamt hohen Investitionsbedarfs für die einst stolze Gesamtanlage und des Rückzugs des Schulsports auf das neugestaltete Schulgelände musste der Parksportplatz letztendlich schweren Herzens aufgegeben werden.
Somit wurde mit Beginn der 2000er Jahre vermehrt in den alten Kindergartensportplatz investiert, der Zentral im Ort liegt und dessen sehr belastbarer Rasen keine Probleme bei feuchter Witterung verursacht. Dieser Platz wurde mit der Hilfe vieler Freiwilliger, auch Nichtmitglieder, wieder in einen Zustand versetzt, der es möglich machte, gutklassige Spiele zu zeigen. So entstand im Jahre 2006/2007 in viel körperlicher sowie finanzieller Eigenleistung und mit Fördermitteln unter Regie vom langjährigen Präsidenten Thomas Guttke ein neues Vereinsgebäude am Kitasportplatz, dass den neuen Ansprüchen des modernen Fussballsports gerecht wurde. Neue Ballfangnetze, eine Photovoltaikanlage und 2020 sogar eine vollautomatische Beregnungsanlage komplettierten die nunmehr ansehnliche Anlage im Dorfzentrum.
Sportplatz am Kindergarten heute


Aktuelles Vereinsgebäude am Kita-Sportplatz


Fussballerisch konnten weitere Erfolge, beispielsweise mit dem Gewinn des Kreispokals im Jahre 2005 gefeiert werden. Auch die Kreismeisterschaft 2009 mit dem Aufstieg in die Landesklasse war ein Höhepunkt in der Straupitzer Fussballgeschichte. Zwar wärte das Gastspiel im Land nur ein Jahr, dennoch konnten die Blau-Weißen haushohe Favoriten wie Königs-Wusterhausen niederringen. Auch der erneute Sieg im Hallenkreispokal 2011 bewies, dass Straupitz immer gute Hallenspieler hervorbrachte. Aufgrund einer stark rückläufigen Zahl einsatzfähiger Spieler musste im Jahr 2015/2016 erstmals eine Spielgemeinschaft mit der zweiten Mannschaft der SG Burg eingegangen werden. Doch bereits ein Jahr später wagte Straupitz den eigenständigen Neustart in der 2. Kreisklasse Niederlausitz, wo man 2017 direkt den Aufstieg feiern konnte. 2020 erfolgte der weitere Aufstieg in die Kreisliga, in der die 1.Männermannschaft bis heute um Punkte kämpft.

Neben der mitgliederstärksten Abteilung Fussball weist der Verein heute noch die Abteilungen Rope Skipping, Leichtathletik, Volleyball und Frauensport auf.